29-Euro-Ticket: In Berlin wächst die Kritik (2024)

Die Nachfrage nach dem neuen 29-Euro-Ticket steigt – aber immer langsamer. Vom 1. August an können 183.500 Kunden der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) und der S-Bahn Berlin das Berlin-Abo nutzen. Das teilte der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) mit. Zum Vergleich: Zum Start am 1. Juli standen bei beiden Unternehmen rund 150.000 Inhaber des neuen Stammkundenangebots in den Karteien. Unterdessen geht die Diskussion weiter - auch in der Berliner SPD, die den Wählern die Neuauflage des 29-Euro-Tickets versprochen hatte. Jetzt hat sich der ehemalige Finanzsenator Matthias Kollatz zu Wort gemeldet – mit einem Votum für die Abschaffung des Tickets.

Ganz Berlin für 29 Euro im Monat: Das neue Berlin-Abo macht es möglich. Am 23. April begann der Vorverkauf für das persönliche, nicht übertragbare Abonnement, das es am Anfang nur für zwölf Monate gibt und erst danach gekündigt werden kann. Seit dem 1. Juli kann der Nachfolger des 29-Euro-Tickets im gesamten Nahverkehr genutzt werden.

Bei der BVG hatten 30 Prozent der Käufer bisher kein anderes Abo

Zum Startzeitpunkt zu Beginn dieses Monats standen bei der landeseigenen BVG rund 118.500 Berlin-Abo-Kunden in den Karteien. Bei der S-Bahn Berlin, die der Deutschen Bahn gehört, waren es 31.500. Bis Mittwoch konnten Fahrgäste, die das Ticketangebot vom 1. August an nutzen wollen, nun neue Bestellungen einreichen. Aktuell sind bei der BVG 147.000 Berlin-Abos verkauft, bei der S-Bahn stieg die Kundenzahl bis jetztauf 36.500, meldete Joachim Radünz, Sprecher des Verkehrsverbunds, auf Anfrage.

Damit ist das Deutschlandticket, mit dem man für 49 Euro im Monat in ganz Deutschland den Nah- und Regionalverkehr nutzen darf, auch in Berlin weiterhin mit großem Abstand vorn. Die Nachfrage nach dem 29-Euro-Ticket bleibt auch hinter den anfangs kommunizierten Zahlen zurück. Im Berliner Doppelhaushalt wurde so viel Geld eingeplant, dass im ersten Jahr 650.000 Berlin-Abos finanziert werden könnten: 300 Millionen Euro. Finanzsenator Stefan Evers (CDU) hatte sogar befürchtet, dass bis zu 350 Millionen Euro pro Jahr benötigt werden. Nun fällt der Finanzbedarf geringer aus.

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Trotzdem mehren sich die Stimmen, über eine Abschaffung des Berlin-Abos nachzudenken. Nicht nur bei der CDU, die es bei den Diskussionen über Einsparungen im Berliner Landeshaushalt zunehmend als Teil der Manövriermasse versteht. Berlins neue Verkehrssenatorin Ute Bonde bezweifelt, dass das Berlin-Abo echte Neukunden für den Berliner Nahverkehr gewinnt. Zwar heißt es bei der BVG, dass 30 Prozent der Käufer vorher noch kein Abo bei dem Unternehmen hatten. Doch nach Einschätzung der Christdemokratin handelt es sich in den meisten Fällen um Menschen, die vorher schon Bus und Bahn genutzt haben – zum Beispiel mit Einzelfahrscheinen oder Viererkarten.

Ex-Finanzsenator wirbt für gute bundesweite Lösung

Auffällig ist jetzt, dass auch bei den Berliner Sozialdemokraten immer mehr skeptische Stimmen laut werden. Die jüngste Wortmeldung kommt von einem SPD-Abgeordneten, der sich in den vergangenen Jahren als Finanzpolitiker einen Namen gemacht hat und sich nun in der Berliner Verkehrspolitik engagiert.Sein Name: Matthias Kollatz, von 2014 bis 2021 Finanzsenator des Landes Berlin.

In Berlin gebe es „meines Erachtens zu Recht“ die Diskussion, ob das kommunale 29-Euro-Ticket sinnvoll sei, schreibt der Sozialdemokrat bei LinkedIn. Die Neuauflage des im Frühjahr 2023 zunächst wieder abgeschafften Angebots sei zu einer Zeit verabredet worden, als noch unklar war, ob ein deutschlandweit gültiges Ticket zustande kommt, ruft Kollatz in seinem Post in Erinnerung.

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„Wenn es gelingt, eine langfristige Zukunft für das 49-Euro-Ticket sicherzustellen, was aber auch einschließt, dass Preiserhöhungen eher mit der Inflation gehen, denn große Sprünge nach oben darstellen, wird und sollte das 29-Euro-Ticket in Berlin nicht weitergeführt werden – weil eine bundeseinheitliche Lösung einfach besser ist“, so die Forderung von Matthias Kollatz. Sein Votum ist klar: Das Ziel, ein ordentliches bundesweites Ticketangebot zu gewährleisten, habe für ihn Vorrang.

Kostet das Deutschlandticket statt 49 ab Herbst 79 Euro pro Monat?

Der Ex-Finanzsenator möchte ausdrücklich keine Fundamentalkritik am neuen Berlin-Abo üben, für das sich Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (ebenfalls SPD) bis heute vehement einsetzt. „Das 29-Euro-Ticket hat ein soziales Profil nach vorne geschoben, weniger ein verkehrliches“, erkennt Kollatz an. Dass es so viele Menschen gekauft haben, zeige, dass für sie das „soziale Argument“ zählt. Zwar liege die Zahl der Kunden in der Tat unter den Erwartungen. Doch sie entspräche einer Großstadt wie Potsdam.

Deshalb sei es wichtig, dass es beim Deutschlandticket nur zu moderaten Preisanhebungen kommt, mahnte der SPD-Abgeordnete. Kollatz bezieht sich darauf, dass die Debatte über die Finanzierung des seit Mai 2023 angebotenen 49-Euro-Tickets an Schärfe zunimmt. Weil der Bund seine Verantwortung nicht wahrnehme, drohe der monatliche Preis auf 69 oder gar 79 Euro zu steigen, heißt es in Kreisen der Landesverkehrsminister. Möglicherweise könnte der Tarif schon im Herbst steigen.

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Die anderen Bundesländer und der Bund hatten Berlin kritisiert, weil dort offenbar sogar noch Geld vorhanden ist, um ein Konkurrenzangebot zum Deutschlandticket zu finanzieren. Der lokale Berliner Alleingang schwäche das bundesweit geltende Abo, hieß es. Wie berichtet wurde im Land Brandenburg weitere Kritik laut. Die Gefahr bestünde, dass Pendler im Speckgürtel ihre dortigen Abos kündigen und künftig mit dem Auto nach Berlin hineinfahren, um ihr Ziel mit dem 29-Euro-Ticket anzusteuern, hieß es. So gingen Einnahmen verloren. Zudem nehme der Parkdruck in Berlin zu.

Auch dazu gibt es eine aktuelle Stimme aus der SPD Berlin. Sybille Uken, die seit Jahren verkehrspolitisch aktiv ist, schrieb bei LinkedIn einen Kommentar zu dem Post von Matthias Kollatz. Das neue 29-Euro-Ticket sei als Alleingang von Berlin ein „Rohrkrepierer“, so ihre Einschätzung. „Wenn man die Hauptstadt-Region weiter zusammenführen will, dann ist es schlicht und ergreifend ein Unding, unabhängig von den Kosten.“

29-Euro-Ticket: In Berlin wächst die Kritik (2024)

FAQs

What is Berlin 29 euro ticket? ›

What is the Berlin subscription? The Berlin subscription is a subscription ticket valid for the Berlin AB fare zone and costs 29 euros per month. It allows you to use all public transport within Berlin's city boundary. The Berlin subscription has a minimum contract period of 12 months.

How do I cancel a 29 euro ticket? ›

To cancel your ticket, you'll need to end your subscription before the 22nd day of the current month in order to avoid extra fees. For example, if you want to stop paying for your €29 ticket from the beginning of September 2025, you'll need to cancel your subscription before August 22nd, 2025.

Can I buy a Deutschland ticket as a tourist? ›

Tourists should get a Deutschland Ticket from deutschland-ticket. store. It's the easiest option because it cancels automatically.

How many Euros do you need for a week in Berlin? ›

A one week trip to Berlin usually costs around $1,034 (€961) for one person and $2,067 (€1,923) for two people. This includes accommodation, food, local transportation, and sightseeing. A two week trip to Berlin on average costs around $2,067 (€1,923) for one person and $4,135 (€3,845) for two people.

What is the 29 euro student ticket in Germany? ›

What is the €29 ticket? A Germany ticket with a €20 discount for all trainees, volunteers and students in Bavaria. The 29€ ticket can be purchased as a monthly cancelable subscription from the local transport association (VGN in our case).

How do I cancel a ticket and get a refund? ›

E-tickets can be cancelled through the IRCTC website, Mobile App or from any online portal from where you booked your ticket, whereas counter tickets need to be cancelled at any of the PRS (Passenger Reservation System) counters.

Is a Deutschlandticket valid for ICE? ›

Where can I use the Deutschland Ticket? The ticket is valid on all public and regional transport throughout Germany. This means you can't use it on long-distance IC, EC, or ICE trains. Is the new ticket only available by subscription?

How to change 49 euro ticket to 29 euro ticket? ›

In order to change the 49 Euro ticket for the 29 Euro ticket, you must first cancel the 49 Euro ticket subscription. The ticket won't be automatically turned into a 29€ ticket at the start of the semester.

How does the 9 euro ticket work in Germany? ›

The 9-Euro-Ticket (German pronunciation: [ˌnɔʏ̯n ˈɔʏ̯ʁo ˈtɪkət]) was a German scheme through which passengers could travel for 9 euros (€) per month on local and regional transport in all of Germany.

Do I need Euros for Berlin? ›

Debit cards and major credit cards (American Express, Visa, Mastercard) may often also be used, but smaller shops and cafés might only accept cash payments. Therefore, visitors should always have some euro bills and coins on hand.

What trains are included in a Deutschlandticket? ›

The Deutschlandticket can be used throughout Germany on all local trains such as RB, RE, S-Bahn trains (SPNV) and also on public transport such as buses, trams, subways, etc.

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